Veranstaltung: | BDKJ-Hauptversammlung 2025 |
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Status: | Eingereicht |
Antragshistorie: | Version 2 |
A11: Wir sind unverzichtbar! – Langfristige Perspektiven für Strukturen und Orte der kirchlichen Jugendarbeit sichern
Antragstext
Kirchliche Jugendarbeit ist weit mehr als ein Angebot zur Freizeitgestaltung
[Fußnote: wie in den neuen Jugendpastoralen Leitlinien und im BDKJ
Grundsatzprogramm festgeschrieben]. In allen jugendpastoralen Handlungsfeldern,
insbesondere in den Jugendverbänden, können junge Menschen Gemeinschaft erleben,
Glauben entdecken und sich aktiv gesellschaftlich einbringen. Dabei werden
Persönlichkeitsentwicklung, politische Bildung und Glaubensvermittlung
miteinander verknüpft. Wesentlich für diese Arbeit sind konkrete Orte, die
jungen Menschen offenstehen – Jugendbildungsstätten ebenso wie Jugendräume vor
Ort. Solche Räume bieten Freiräume zur Selbstgestaltung, Begegnung und
Verantwortungsübernahme.
Die Finanzierung dieser wichtigen kirchlichen Jugendarbeit ist auch durch hohe
Preissteigerungen z.B. den Bereichen Energie-, Lebensmittel- und Personalkosten
sowie neue Kosten beispielweise im Bereich digitale Infrastruktur in den
vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Gleichzeitig sind Projekt(-
förderungen) für Jugendverbände und Einrichtungen durch Bund, Länder und
Kommunen zunehmend bedroht. Auch die immer noch ausstehende Dynamisierung des
KJP auf Bundesebene sowie drohende Kürzungen bei Fördermitteln auf Landesebene
gefährden die Jugendarbeit. Auch die Finanzierung von Maßnahmen im Bereich der
Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe werden weniger planbar.
Umso wichtiger ist für die kirchliche Jugendarbeit daher die sichere und
verlässliche Unterstützung durch kirchenamtliche Strukturen. Denn kirchliche
Jugendarbeit prägt die Identität junger Menschen, stärkt ihr ehrenamtliches
Engagement und ermöglicht eine lebendige und positive Verbindung zur Kirche.
Aktuell sind in mehreren Bistümern massive finanzielle Kürzungen geplant oder
bereits erfolgt, die die Strukturen der kirchlichen Jugendarbeit nachhaltig
gefährden. Besonders betroffen sind Jugendbildungsstätten, die eine zentrale
Rolle in der Qualifizierung ehrenamtlich engagierter junger Menschen sowie in
der Glaubensbildung spielen. In vielen Bistümern ist der Erhalt und Betrieb von
Jugendräumen vor Ort von dieser Entwicklung massiv betroffen. In vielen
Pfarreien droht der Wegfall solcher Räume, die zentrale Orte für die kirchliche
Jugendarbeit sind. Auch die personelle Ausstattung kirchlicher Jugendverbände
ist in einigen Regionen stark unter Druck geraten – insbesondere die Stellen
geistlicher Leitungen werden zunehmend abgebaut. Dabei ist die persönliche
Begleitung ein wesentlicher Bestandteil der Glaubensvermittlung und der
kirchlichen Identifikation und darf nicht vernachlässigt werden.
Finanzielle Einsparungen erscheinen für einige Bistümer durch sinkende
Kirchensteuerzahlen in den kommenden Jahren zwar in der Zukunft unausweichlich
zu sein, drastische Einschnitte im Jugendbereich sind allerdings fatal, nicht
nur für die betroffenen Einrichtungen und Verbände sowie die jungen aktiven
Menschen, die sich in ihnen engagieren, sondern auch für die Zukunft der Kirche
insgesamt. Ohne Freiräume und eigene Orte für die kirchliche Jugendarbeit, wie
z.B. kirchliche Jugendbildungsstätten, Jugendbüros, -stellen, -räume und -
kirchen oder auch die qualifizierte hauptberufliche Begleitung von
Jugendverbänden kann auch die ehrenamtliche Jugendarbeit langfristig nicht
bestehen.
Besonders kritisch ist dabei, dass Interessen und Perspektiven junger Menschen
in vielen kirchlichen Restrukturierungsprozessen nicht ausreichend
berücksichtigt werden. Wo junge Menschen sich aber nicht ernsthaft an
Entscheidungsprozessen beteiligen können, da werden sie als Teil der Kirche
nicht ernstgenommen.
Ehrenamtliches Engagement braucht hauptberufliche und hauptamtliche
Unterstützung, um nachhaltig zu wirken. Wenn junge Menschen keine Orte mehr
finden, an denen sie sich authentisch mit ihrem Glauben auseinandersetzen und
Gemeinschaft erleben können, droht eine dauerhafte Entfremdung. Die Kirche
verliert Glaubwürdigkeit und verfehlt ihre grundlegende gesellschaftliche
Verantwortung, sich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene einzusetzen.
Ausgerechnet an ihnen zu sparen, heißt, die Gegenwart und Zukunft der Kirche
selbst aufs Spiel zu setzen.
- Nachhaltige Finanzierungsmodelle für die Sicherung bewährter und
qualitativ hochwertiger Strukturen und Orte der kirchlichen Jugendarbeit,
um Planungssicherheit für Haupt- und Ehrenamt für die kommenden Jahre zu
gewährleisten.
- Partizipative Entscheidungsprozesse durch den Einbezug der betroffenen
Einrichtungen und Verbände, um notwendige Entscheidungen im Falle
unumgänglicher Einsparungsprozesse gemeinsam fällen und somit mittragen zu
können.
- Entwicklung langfristiger Konzepte zur strategischen Verankerung der
kirchlichen Jugendarbeit, die gemeinsam mit den Jugendverbänden erarbeitet
werden, ihre Bedürfnisse stärker in pastorale Planungen einbeziehen,
jugendgerechte Beteiligungsformate fördern und eine klare Perspektive für
die Rolle der Jugendverbände in der Kirche in Gegenwart und Zukunft
bieten.
- Eine langfristige Sicherstellung der finanziellen Unterstützung für
kirchliche Jugendverbandsarbeit auf Bundesebene durch den Verband der
Diözesen Deutschlands. Dabei ist die Eigenständigkeit der Jugendverbände
zu respektieren. Fördermittel dürfen nicht anhand von Förderrichtlinien
als Druckmittel missbraucht werden, um zu Konformität zu zwingen.
- Ein Zusammenarbeiten von Verantwortungsträger*innen in der Kirche mit der
Kommunal- und Landespolitik, um Orte für die Jugendarbeit gemeinsam zu
finanzieren und Projektförderungen durch Drittmittel zu ermöglichen.
- die Entwicklung von Konzepten für die Nutzung von Jugendräumen, die es
jungen Menschen ermöglichen, sich frei und sicher zu treffen und
Verantwortung zu übernehmen.
Der BDKJ-Bundesvorstand ist aufgefordert, sich im Zentralkomitee der deutschen
Katholiken (ZdK) und in weiteren kirchlichen Gremien für eine gemeinsame
Position für finanzielle Sicherheit der kirchlichen Jugendarbeit stark zu
machen. Zudem soll der BDKJ-Bundesvorstand das Gespräch mit der Deutschen
Bischofskonferenz suchen, um entschieden auf die Bedeutung langfristiger
Planbarkeit und nachhaltiger Finanzierung hinzuweisen.
Der BDKJ-Bundesvorstand wird darüber hinaus beauftragt, im Rahmen der
Landesstellentagung gemeinsam mit den Diözesanverbänden eine Strategie zu
erarbeiten, wie eine stärkere Zusammenarbeit kirchlicher
Verantwortungsträger*innen mit Kommunal- und Landespolitik initiiert und
ausgebaut werden kann.
Kirchliche Jugendarbeit ist ihrem Selbstverständnis nach ein Dienst, der sich an
alle jungen Menschen richtet und ihr Lebensglück anzielt. Jugendverbände und
ihre Einrichtungen sind daher kein verzichtbarer Kostenfaktor, sondern eine
Investition in die Zukunft junger Menschen, der Kirche und der Gesellschaft. Wer
an der Jugendarbeit spart, spart an der Gegenwart und Zukunft.
Begründung
Drastische Kürzungen für Jugendverbandsarbeit und ihre Institutionen und Orte durch die Kirche sind in den vergangenen Jahren in vielen Bistümern bereits erfolgt oder drohen aktuell. In diesem Zusammenhang finden wir es wichtig, als BDKJ-Hauptversammlung gemeinsam eine klare Position gegen unverhältnismäßige Kürzungen und Entscheidungen ohne Einbeziehung der betroffenen Verbände und Einrichtungen zu beschließen.